Herzlich willkommen auf der Memorial - Homepage von "Radio Benelux", dem ostbelgischen Privatradio - Pionier. Hier ist bald wieder alles über die bewegte Geschichte von "Radio BeNeLux" aus den Jahren 1981 - 1984 zu finden. Viel Spaß!  

Es klingt ja schon abenteuerlich: Irgendwo im fast immer nebligen Hochmoorgebiet des Hohen Venns befand sich das Studio von Radio Benelux... Genauer gesagt: in der Dachkammer des in Jalhay gelegenen Hotels Baraque Michel, nahe dem mit 790 Meter über NN höchsten Punkt Belgiens.

Deutsche Radio-Enthusiasten nutzten 1981 die entstehende Gesetzeslücke in Belgien (es wurde lokales Radio erlaubt) und strahlten Tag und Nacht flotte Popmusik-Sendungen in Richtung Bundesrepublik! 
 

Da man von diesem hohen Standort aus mit Hilfe von Richtantennen
nach Deutschland sendete, konnte Radio Benelux (B.N.L.) auch in weiten Teilen Nordrhein-Westfalens gut empfangen werden. BNL gab der Freien Radio-Szene wichtige Impulse und war ein Wegbereiter des deutschen Privatfunks.

Viele bekannte Radio-Moderatoren in Deutschland sind durch Radio Benelux zum Rundfunk gekommen (z.B. Stephan Kaiser; Patrick Lynen; Wolfgang Roth; Stefan Verhasselt usw.). Selbst der (ehemalige) RTL 104.6 - Top-DJ Jörg Kremer war damals ein treuer BNL-Hörer!

Die Vorgeschichte (1980)

Wenn man im Jahr 1980 in Nordrhein-Westfalen an der Radioskala kurbelte, so war das Ergebnis ein trauriges: WDR 1, WDR 2, WDR 3, BFBS, SWF und die staatlichen Radiosender aus den Nachbarländern Belgien und Niederlande. Das war´s! Der Westdeutsche Rundfunk sah sich seinerzeit nicht in der Lage, ein Programm für Freunde der Popmusik anzubieten. Die "Unterhaltungs- und Servicewelle" WDR 2 bot hier und da einige Popsendungen, wie die Mal Sondock-Hitparade und die Schlagerrallye, ansonsten liefen meistens Chansons, gelegentlich leichte Popmusik, manchmal auch schräge Rockmusik der experimentellen Sorte. Dazwischen immer wieder minutenlange Informationsbeiträge der beamteten Rundfunkmoderatoren, vorgetragen in betulichem Ernst.
Privatfunk war noch lange nicht erlaubt; viele hielten das für ein schmutziges Wort. Aus dem fernen Luxemburg schwappte RTL via krächzender Mittelwelle herüber. Mit seinem primär an Hausfrauen gerichteten Schnulzenprogramm, gespickt mit intensivster Waschmittelwerbung, war aber auch diese Station (zumindest im deutschsprachigen Programm!) nicht dazu geeignet, eine Alternative für Freunde von Rock- und Popmusik darzustellen.
Kurz gesagt: Radio im Jahr 1980 war stinklangweilig. Und die meisten Hörer hatten auch keine Vorstellung davon, daß Radio auch spannend sein kann. Man kannte es halt nur so, wie es war - langweilig und trocken eben.

Dass Radio auch anders klingen konnte, das wußten nur eingefleischte Radio-Freaks. Leute, die sich intensiver mit dem Medium Rundfunk auseinandersetzten, die mitkriegten, was in anderen Ländern radiomäßig so passierte, die mit leistungsstarken Empfängern und Antennen auf nicht in den offiziellen Wellenplänen gelisteten Frequenzen herumsurften und dort die Seesender vor der britischen und niederländischen Küste hörten. Diese von jeglicher staatlichen Einflussnahme und Reglementierung freien Sender (daher "Free Radio" genannt) zeigten, was im Radio auch möglich sein kann: Enthusiasmus, persönliche Ansprache, Spontaneität, professionell gemachte Unterhaltung, Spannung, Kreativität. Ihre locker-flockig in DJ-Manier präsentierten Pop-Programme, mit interessanten Jingles aufgelockert, dazu die Piraten-Atmosphäre eines Senders, der von hoher Nordsee aus operiert - das faszinierte fast alle, die per Zufall auf die Frequenzen dieser ungewöhnlichen Radiostationen stießen.

Zu diesen Radiofans gehörte auch Helmut Peters, der in den Siebziger Jahren zu einem begeisterten Fan von Radio Nordsee und Radio Veronica wurde. So begeistert, daß in ihm der Wunsch wuchs, selbst auch einen alternativen Rundfunksender zu eröffnen. Mit Gleichgesinnten machte Helmut in den späten siebziger Jahren unter dem Pseudonymen Nico Haak und Peter Power einige Landpiratenprojekte auf: Radio Central, Radio City, Radio Valentine. In sehr begrenzter Sendezeit (einige Stunden am Wochenende) und in ständiger Furcht vor den seinerzeit noch sehr rigiden Fahndungen des Funkstörungsmeßdienstes boten Helmut und seine Freunde eine lokale Alternative zum öffentlich-rechtlichen Einheitsbrei an. Natürlich war es durch die Einschränkungen der Sendeleistung und der Sendezeiten so nicht möglich, eine größere Hörerschaft an sich zu binden. Einen Rund-um-die-Uhr-Betrieb mit hoher Leistung anzubieten, kam angesichts der drakonischen Strafverfolgung jedoch in Deutschland überhaupt nicht in Frage. Aufgrund des Straf-Risikos mußte Helmut Peters Ende 1979 seinen FM-Piraten Radio City ganz aufgeben.

Der Beginn (1980 / 1981)
Als interessierter Leser niederländischer und belgischer Fachzeitschriften zu den Themen freier und alternativer Rundfunk, kriegte Helmut natürlich sofort mit, daß sich 1980 im Nachbarland Belgien etwas tat. Die zahlreichen (noch illegalen) lokalen FM-Sender in Belgien sollten eine gesetzliche Grundlage bekommen: Freies, lokales Radio wurde 1981 in Belgien erlaubt. Gesetzliche Bedingungen waren: Beschränkung der Sendeleistung auf 100 Watt ERP, Verzicht auf Werbung, Ausstrahlung nur in Mono. Ansonsten gab es zunächst keine weiteren gesetzlichen Vorschriften, die Sendungen sollten natürlich einen lokalen Charakter haben, aber im ersten Stadium, welches eine Art Testphase darstellte, gab es dazu keine differenzierteren Ausführungen, die verbindlich waren.
Helmut sah seine Chance. Da Belgien neben einem wallonischen und flämischen Landesteil auch einen deutschen hat, welcher direkt an der deutsch-belgischen Grenze (Aachen/Monschau) liegt, erkannte er die Möglichkeit, von Ostbelgien aus einen deutschsprachigen Privatsender zu betreiben.

Zwar war bei dem Legalisierungsentwurf ausdrücklich von "lokalen" Stationen die Rede, weswegen ja auch die Sendeleistung 100 Watt nicht übersteigen durfte, jedoch boten sich in den ostbelgischen Höhenzügen hervorragende Möglichkeiten, trotz geringer Sendeleistungen auch in Richtung NRW zu strahlen. Nach ersten, wenig erfolgreichen Tests im kleinen Rocherath hatte Helmut dann im Jahr 1981 das auf dem zweithöchsten Punkt Belgiens inmitten des Hohen Venns liegende Hotel "Baraque Michel" (Jalhay) als Senderstandort auserkoren. Mit den Besitzern des Hotels, deren Sohn Patrick von der Idee eines privaten Musiksenders ebenfalls begeistert war, konnte er eine bezahlbare Miete für die kleine Dachkammer aushandeln, in welcher er nun die Gerätschaften und Sendeanlagen installierte.

Ab dem 2. Mai 1981 liefen nun Testsendungen unter dem Namen "Ostbelgischer Rundfunk", welcher später in "Radio Benelux - BNL" umgetauft wurde. Am 18.7.1981 konnte Helmut mit seinem Team einen professionellen 100-Watt-Sender installieren - ein leistungsfähiger ehemaliger Flugfunksender der renommierten Firma Rohde & Schwarz. Zusammen mit einer einfachen 3-Element-Dipol-Antenne, welche direkt in Richtung Bundesrepublik ausgerichtet wurde, führte dies zu guten Empfangsergebnissen im eigentlichen Zielgebiet des Senders: dem Raum Köln/Düsseldorf/Wuppertal. Im lokalen Umkreis des BNL-Funkhauses, wie z.B. Eupen (dem offiziellen Zielgebiet) war der Empfang übrigens gar nicht besonders gut, so daß die hohe Reichweite des "Lokalsenders" in Belgien gar nicht auffiel. Man muß dazu natürlich auch sagen, daß der Empfang im Köln - Düsseldorfer Raum (bzw. auch weit dahinter) natürlich auch nur mit einem gewissen Antennenaufwand in guter Qualität möglich war. Eine Grundversorgung war das nicht! Dennoch: Das triste ARD-Einerlei im Rundfunkempfänger veranlasste viele Deutsche dazu, an der Skala zu drehen und auf die BNL-Frequenz 101 Mhz zu kommen.
Ausbau der Programme (1981/82)

Die Hörerschaft wuchs jedenfalls stetig an. Besonders als man ab 6. September 1981 täglich 24 Stunden in der Luft war: In der Woche mit Nonstop Music (von einer großen Tonbandmaschine), am Wochenende mit live-moderierten Programmen. Das war sogar der BILD-Zeitung eine Schlagzeile wert:

Die Programme wurden stetig ausgebaut und schon im Sommer 1982 hatte Helmut ein so großes Team, daß er die Wochenend-Live-Programme auf drei Tage ausdehnen konnte: Freitag bis Sonntag. In der übrigen Zeit liefen weiterhin die Nonstop-Bänder. Die ehrenamtlichen Mitarbeiter von BNL kamen zum großen Teil aus der Bundesrepublik. Viele machten ihre Sendungen auch zuhause im eigenen Tonstudio und produzierten sie auf Tonband oder Cassette vor. Grundsätzlich immer live waren die Sendungen: BNL-Aktuell (locker moderierte Info-Sendung mit lokalen Veranstaltungstips und viel Live- Atmosphäre), Musicexpress (von Hörern zusammengestellte Musikauswahl, dazu Beantwortung der reichhaltigen Hörerpost) und die legendäre BNL-Party mit Onkel Patrick (jener eben erwähnte Sohn des Hoteleigentümers, welcher früher mit einer mobilen Discothek durch die ostbelgischen Ortschaften gezogen war).

Kleine Anekdote zum Musicexpress: Bei der Beantwortung der Hörerpost wurde in den ersten Jahren von der Adresse des Absenders immer nur die Straße vorgelesen, nie der Ort. Grund: 80 % der Hörerpost kam aus Deutschland und das sollte natürlich nicht zu sehr auffallen. Man hielt sich zwar grundsätzlich an die gesetzlichen Bestimmungen, aber die hohe Reichweite im Nachbarland war natürlich nicht ganz im Sinne des Gesetzgebers. Das ist der Unterschied zu Radio Luxemburg, welches ja ebenfalls durch einen Trick (Ausnutzung der liberaleren Gesetzgebung im Ausland) die deutsche Gesetzgebung umging und von außerhalb Privatfunk für Deutschland machte: Im Gegensatz zu BNL hatte RTL die volle Rückendeckung der Luxemburger Regierung, die natürlich genau wußte, daß RTL auch, bzw. sogar hauptsächlich in Richtung Deutschland sendete. RTL hatte ja daher auch ein Vielfaches der Sendeleistung auf UKW und zudem noch Frequenzen auf Kurz- und Mittelwelle. Durch die Erlaubnis, Werbung zu machen, konnte sich RTL außerdem schnell zu einem hochprofitablen Wirtschaftsunternehmen mausern. Aus der Perspektive der deutschen Gesetzgebung jedoch waren BNL und RTL durchaus vergleichbar: Beide auf ganz legalem Weg Eindringlinge in das monopolistische Rundfunksystem der Bundesrepublik, das damals von Politikern aller Parteien so vehement verteidigt wurde. Unternehmen ließ sich gegen BNL jedoch rechtlich nichts - Peilwagen der Bundespost mußten an der belgischen Grenze wieder kehrtmachen.

 

Versuch, Radio Benelux zum Schweigen zu bringen (1982)

Schwierigkeiten gab es dann trotzdem - nämlich seitens der belgischen Postbehörde, der RTT. Trotz Einhaltung aller gesetzlichen Vorschriften wurde am 10. Februar 1982 die Sendeanlage durch die RTT stillgelegt. Der vorgebliche Grund: Der Sender habe den Flugfunk gestört. Beamte der Gendarmerie, der Fahndungsbrigade und zwei Vertreter der RTT ordneten die Abschaltung des Senders an und versiegelten sie. Ein Meßprotokoll der angeblich aufgetretenen Störungen wurde nicht vorgelegt. In einer Testsendung am 21. Februar 1982 konnte das BNL-Team seine Sendeanlage überprüfen und nachweisen, daß der verwendete Rohde & Schwarz-Sender keine Störungen auf irgendwelchen Frequenzbereichen verursacht. Zum Glück standen dem BNL-Team auch gute Techniker zur Verfügung. Die Beschuldigung, den Flugfunk gestört zu haben, ist, wie erwähnt, wahrscheinlich eher als ein Vorwand, die beliebte Radiostation stillzulegen, zu bewerten.

Blütezeit des Senders (1983)

Am 1.10.1982 wurde eine Programmreform durchgeführt, welche u.a. die Erweiterung der moderierten Sendungen auf 24 Stunden am Wochenende vorsah. Aufgrund mangelhafter Resonanz auf die Nachtprogramme wurde diese Neuerung jedoch bald wieder fallengelassen. Man widmete sich fortan lieber dem Aufbau der Wochenprogramme. Mitte 1983 führte man "Liveprogramme" am Mittwoch und wenig später auch am Donnerstag ein. Live waren die natürlich nicht, sondern kamen wie das Nonstopprogramm vom Tonband. In der Regel produzierten die einzelnen DJs zu Hause auf Cassette vor und schickten diese dann zu Thomas, Heribert oder Helmut, welche die Cassetten auf ein großes Tonband umschnitten. Dadurch mußte in der Woche keiner oben auf Barque Michel sein - es reichte, wenn Patrick kurz von der Küche hochkam und das Tonband einschaltete (1984 wurde auch mit elektronischer Zeitschaltuhr gearbeitet).


Im September 1983 trommelte Helmut Peters seine zahlreichen Kollegen zur Krisensitzung zusammen. Die Finanzlage des Senders sah trotz relativ zahlreicher Unterstützung der Hörer (in Form von Ehrenmitgliedschaften und Spenden) sehr düster aus. Die Lösung, die Helmut nach langer Diskussion (siehe Protokoll der Mitarbeiterversammlung) verkündete, war der Verkauf von Sendezeit an den Börsenmakler Dieter H., welcher einen Landpirat namens "World Music Radio" (nicht identisch mit dem bekannten KW-Pirat der 70er Jahre) betrieb. Er bezahlte die aufgelaufenen Schulden und mietete fortan die Dienstagsprogramme, an denen BNL fortan die Programme von WMR ausstrahlte. BNL wurde somit de facto von fremden Geldgebern abhängig.
Am 29.10.1983 mußte man die angestammte Frequenz 101,2 Mhz verlassen, da der WDR mit einem neuen Sender Störungen verursachte. Man zog auf 103,3 Mhz. Der Frequenzbereich über 102 Mhz war seinerzeit in Deutschland fast völlig unbenutzt. Die neue Frequenz erwies sich daher als sehr gut, es wurde auch eine neue Sendeanlage in Betrieb genommen, welche gute Ergebnisse erzielte. (HIER kannst Du einen Mitschnitt von der Live-Umschaltung der Sendefrequenz hören!) Der Sound wurde bei BNL immer professioneller; ein hart eingestelltes Kompressor-Limiter-System sorgte für fetzigen Sound und verhinderte die bis dato oft zu vernehmenden Pegelsprünge und Verzerrungen insbesondere bei den Livesendungen. Auch den DJ´s merkte man in der Zwischenzeit die gesammelten Erfahrungen an; einige, wie z.B. André Frédéric, Stephan Kaiser, Mikel Henry, Tim Mix u.a., machten für damalige Maßstäbe ausgesprochen professionelle Programme. Die Zeit Sommer bis Ende 1983 war eine regelrechte Blütezeit von BNL.

Die Übernahme des Senders (1984)

Kurz vor dem Jahreswechsel gelang es Dieter Hermans, der ja nun den Sender quasi finanzierte, ohne Wissen des BNL-Gründers Helmut, mit dem Besitzer des Hotels die Übernahme des Senders zu vereinbaren. Dieter H. bot Patrick ein Vielfaches der bisher gezahlten Miete und konnte so Helmut und den ursprünglichen Gründungsstab ausbooten. Helmut erfuhr erst während der BNL-Silvester-Party am 31.12.1983 davon und verkündete daraufhin über Sender seinen Abschied. In einer Mitarbeiterversammlung am 6.1.1984 wurden die BNL-Deejays vor die Entscheidung gestellt, entweder bei BNL zu bleiben und Dieter H. als neuen Boss zu akzeptieren, oder mit Helmut aufzuhören und bei einem neuen Projekt von Helmut (Radio Fantasy) mitzuarbeiten.

Mit der Übernahme der Station durch Dieter H. und dem Ausscheiden der BNL-Gründungscrew waren viele wohl nicht glücklich, obwohl der finanzstark erscheinende Dieter Hermanns den Mitarbeitern diverse Versprechungen machte. Trotzdem blieben die allermeisten Mitarbeiter aus Verbundenheit mit BNL und "ihren Hörern" weiterhin dabei. So konnte BNL zunächst weiterhin in gewohnt guter Qualität senden. Dieter H. änderte am 28.Januar 1984 - gegen großen Widerstand, aber in völligem Einklang mit der belgischen Gesetzgebung, die Polarisation der Sendeantenne von horizontal auf vertikal. Das führte zu Verschlechterungen bei den weit entfernt wohnenden DXern mit großer Empfangsanlage (in der Regel ja horizontal), aber zu erheblichen Verbesserungen bei Hörern, die ein Kofferradio benutzten oder im Autoradio zuhörten. Auch im nahen Umkreis verbesserte sich der Empfang etwas. Im Team entstand aber zunehmende Verärgerung über den als autoritär empfundenen Führungsstil von Dieter Hermanns gegenüber den Mitarbeitern, welche allesamt nach wie vor ehrenamtlich und aus reinem Spaß am Hobby Radio mitmachten. Zudem kam den BNLern zu Ohren, daß Dieter die Miete nicht zahlen konnte.

Das Team bricht auseinander (1984)

Den großen Knall gab es dann, als sich herausstellte, daß das langgeplante Fest zum dreijährigen Bestehen von BNL Radio am 26. Mai 1984 in Wülfrath, die sogenannte BNL-Roadshow-Gala mit Stargast Nino de Angelo, zusammen mit der Jungen Union veranstaltet wurde.(HIER ist das Promo dazu zu hören, oder HIER runterzuladen).Dieter H. hatte den Vertrag mit der JU getätigt, ohne die Mitarbeiter darüber zu informieren. Dies war dann nach mehreren Enttäuschungen der endgültige Auslöser dafür, daß die meisten DJs ihre Mitarbeit bei BNL einstellten. Dieter H. schaltete den Sender am 23. Mai ab und hoffte darauf, daß seine Mitarbeiter es sich doch noch anders überlegen würden. Die meisten hatten jetzt aber endgültig die Nase voll. Bei jener JU-Feier in Wühlfrath, die somit ohne Programm verlief und an der auch kaum BNL-Mitarbeiter teilnahmen, verkündete Dieter das Ende von BNL, er wolle mit dem Sender nach Italien gehen. Doch schon am nächsten Tag war der Sender wieder on the air. Was war geschehen: Ein noch BNL-treuer Mitarbeiter namens Joachim hatte auf der 103,3 unter dem Namen eines fiktiven holländischen Piratensenders ("RTV") Frequenzbesetzer gemimt und somit Dieter H. dazu "genötigt", den Sender wieder einzuschalten, um wenigstens die Frequenz zu sichern. Nach einigen Wochen Nonstop-Musik liefen dann auch wieder moderierte Programme.

Das Ende (1984)

Dadurch, daß Dieter H. nun aber fast alle guten Mitarbeiter verloren hatte, war BNL nur noch ein Schatten seiner selbst. Mit technisch oft unzureichend auf Cassetten aufgenommenen Hörerproduktionen, die auch noch mehrfach wiederholt wurden, versuchte Dieter Programmlöcher zu stopfen. Auf die (berechtigte) Kritik in der Presse antwortete er live über Sender in recht aggressiver Art und Weise, vermutete (auch berechtigt) ehemalige Mitarbeiter dahinter und drohte mit rechtlichen Schritten. Die wenigen Mitarbeiter, die noch bei BNL waren, machten zum Teil 10stündige Marathonsendungen, verursachten da aber hauptsächlich ein heilloses Chaos. In der BNL-Party wichen die bis dahin amüsanten Zweideutigkeiten jetzt oft eindeutigen Vulgaritäten. In der örtlichen Presse erschien ein Artikel unter dem Titel "Skandal bei Radio Benelux". Bevor jedoch diese und andere Verletzungen der gesetzlichen Bestimmungen zum abzusehenden Ende von BNL führen konnten, wurde der Sender am 27. Oktober 1984 vom Hoteleigentümer und Vermieter Patrick abgeschaltet. Dieser war verärgert über Mietrückstände und hatte auch die Nase voll vom Chaos-Sender, zu dem BNL in der Schlußzeit leider geworden war. Die Sendeanlage und Studioeinrichtung wurde von Patrick verkauft, um die Rückstände auszugleichen. 1984 war somit das Todesjahr von Radio Benelux. Auf Baraque Michel herrschte 25 Jahre lang Funkstille...

Das Revival 2008 / 2009

Eine Riesenüberraschung gab es im Sommer 2008: Nach 25 Jahren wurde wieder von Baraque Michel aus gesendet! Anlass für das befristete Revival war neben diesem Jubiläum u.a. auch die Ankündigung, dass Onkel Patrick sein Hotel bald verkaufen wolle. Da wollte man es vorher noch einmal wissen... der Traum vom freien Radio war noch nicht ausgeträumt, sondern sollte noch einmal, vielleicht ein letztes Mal, real werden - mit RealFM....

Genau in der Dachkammer, wo BNL 1981-1984 sein Studio hatte, wurde wieder ein kleines Studio aufgebaut, mit ähnlich einfacher Technik wie damals. Die Tonbandmaschine fürs Nonstopprogramm wurde allerdings zeitgemäß durch einen Computer ersetzt. Rund um die Uhr sendete RealFM im Juni/Juli 2008 (später auch sporadisch an Feiertagen) mit guter Sendeleistung auf 99.00 Mhz Richtung Deutschland. Während der Woche lief ein Nonstop-Hiphop-Programm. Helmut Peters hatte diese im Radio selten zu hörende Musikrichtung als Marktlücke ausgemacht. Am Wochenende liefen dann aber Live-Shows im alten BNL-Stil und mit anderen Musikrichtungen. So präsentierte der berühmt-berüchtigte Partyonkel Patrick wieder seine Party, zusammen mit Helmut Peters natürlich. Auch die beiden Ex-BNL-Jocks Tim Mix (jetzt unter dem Pseudonym Tony Titte) und Nick Barker nahmen wieder hinter den Mikrofonen im Dachkammerstudio Platz. Mit Johnny Best, Stefan Kramer, Friedhelm Lynen von Berg und Mike Brain (Michael) konnten weitere alte Hasen aus der ostbelgischen Rundfunkszene wieder im Äther vernommen werden.
RealFM war ein reines Just-for-fun-Projekt, welches unkommerziell und zeitlich befristet sendete und keine Konkurrenz für die etablierten belgischen Lokalsender darstellen sollte. Ziel war es lediglich, an schöne alte Radiozeiten zu erinnern und zu zeigen, dass Radio nicht so einheitsbreimäßig daher kommen muß, wie es heutzutage leider meist der Fall ist.
Viele interessante Mitschnitte von RealFM sind in der Audio-Rubrik zu hören. Dort werdet Ihr mit Verblüffung feststellen, dass Helmut und Onkel Patrick im Jahr 2008 tatsächlich noch haargenauso klangen wie 1983, als sie das letzte Mal zusammen die legendäre BNL-Party machten.

2011 wäre die (nicht nur radiobezogen) historische "Baraque Michel" fast ein Opfer der Flammen geworden, als eine gewaltige Brandkatastrophe das Hohe Venn zu vernichten drohte. Es ist reines Glück, dass die Baraque das Unglück unversehrt überstanden hat. Der WDR berichtete in seinem Regionalfernsehen ausführlich über die Katastrophe und interviewte dazu natürlich auch "Onkel" Patrick Bodarwé.

Was wurde aus Dieter Hermans?
Von Dieter Hermans war in der Radioszene lange Zeit nichts mehr zu vernehmen. Im Jahr 2009 war er mit der Sendung "Schlagerexpress" bei Sunshine Radio in Lontzen zur Überraschung vieler wieder als Moderator im ostbelgischen Äther zu vernehmen. Dieter hat bereits im Jahr 2001 die BNL-Website entdeckt und zwei Einträge ins Gästebuch gemacht (siehe Gästebuch). Er bezeichnete einige Fakten als "falsch wiedergegeben". Ich bot ihm daraufhin schon 2001 die Möglichkeit an, eine Gegendarstellung aus seiner Sicht zu veröffentlichen. Dieter nahm dieses Angebot zunächst nicht in Anspruch. Er bezeichnete die BNL-Site als "sehr gut" und offerierte mir weiteres Unterlagenmaterial. Nach dieser Kontaktaufnahme war einige Jahre nichts zu hören, dann kam es im Dezember 2009 zu einer erneuten Kontaktaufnahme. Dieter wollte nun die Möglichkeit einer Gegendarstellung nutzen, die ihm selbstverständlich schon aus Gründen journalistischer Fairness einzuräumen ist. Im nachfolgenden wird Dieters Sichtweise nun ungeachtet ihrer Korrektheit veröffentlicht:

Sichtweise von Dieter Hermans: "Leider sind viele Dinge falsch berichtet worden, bzw. nur von einer Seite wiedergegeben worden. Patrick hat damals den Mietpreis erhöht und es sollten hohe Urheberrechtskosten kommen,deswegen habe ich den Sender aufgegeben. Es bestanden Rückstände (aber nicht im Sinne von Mietschulden, die berechtigt waren) die aber durch meine Einwilligung des Verkaufes der Sende-und Studioeinrichtungen getilgt worden. Es wird viel über meinen Führungsstil geschrieben: Man sollte auch bedenken, dass ich damals die Finanzierung des Senders übernommen hatte. Es gab keine Werbeerträge! Ich habe sehr viel Geld in das Projekt gesteckt und leider nur Undank erhalten. Ich habe aber nachweislich keinen Streit mit Patrick und war auch schon wieder in seinem Hotel als Verzehrgast und bin köstlich bewirtet worden. Die Geschichte mit der Jungen Union hat weder einen politischen Hintergrund (Ich bin ja nachweislich Niederländer und gehöre deswegen keiner Partei in Deutschland an und habe auch kein Wahlrecht) noch irgendeinen bösen Hintergrund. Es war wie als ob man zur Party einen DJ bestellt und wegen der Promo des Senders haben wir damals die Aktion gestartet. Ich kann die Aufregung über diese Angelegenheit gar nicht verstehen. Ich habe mich absichtlich bisher nicht zu diesen Vorwürfen geäußert. Die Entscheidung der damaligen Senderübernahme hat Patrick zu verantworten, da er von den Vorgängern nachweislich kein Geld mehr zum Unterhalt des Senders bekam. Es sind viele Intrigen gelaufen und leider ist es sehr schade, dass ein Projekt so gestorben ist. Ich möchte mich aber trotzdem bei allen ehemaligen Mitarbeitern herzlichst für Ihre damalige Mitarbeit und Hilfe nochmals bedanken. Leider gibt es noch Bilder in der Galerie der BNLSeite mit sehr verwerflichen Darstellungen, wie das Bild mit den vielen Flaschen. Ich kann gerne versichern, dass ich keine Getränke dort oben in der Art und Weise konsumiert habe. So kann man natürlich schnell auch in ein falsches Licht gesetzt werden. Genauso ist mir die Sache mit der angeblichen Klage des BRF bis zum heutigen Tage unbekannt. Patrick hat mich nachweislich auch über diese Sache nie informiert. Es gab damals viel Streit...aber wenn man erfolgreich ist hat man auch Neider und Feinde! Fehler macht jeder Mensch..denn Nobody ist perfect ! Ich denke wir sollten im Sinne des freien Radios die Sache beilegen und das Projekt in guter Erinnerung halten. Wenn ich jemand vielleicht aus Unerfahrenheit weh getan habe, dann möchte ich mich wirklich dafür entschuldigen. Aber es war ein hektische Zeit mit vielen Problemen und da trifft man auch manchmal Entscheidungen, die nicht richtig sind oder vielleicht sogar anderen Leuten geschadet haben!"


Einige Anmerkungen dazu von mir: Patrick ist kein nachtragender Mensch und Dieter ist auf Baraque Michel in der Tat wieder willkommen und wurde bei seinen Besuchen dort freundlich begrüßt. Damals jedoch - immerhin über 35 Jahre her - waren die Wogen sehr hoch geschlagen und Patrick hatte sich 1985 mir gegenüber noch sehr, sehr verärgert geäußert. Das Foto mit den vielen Flaschen empfinde ich als eher harmlos. Man hatte Dieter ja seinerzeit vieles vorgeworfen, aber Alkoholismus meines Wissens nicht. Die JU-Fete war, wie ich schrieb, nur "Auslöser", nicht Ursache für den Streit im Mai 1984. Ich war damals selbst anwesend und kann bestätigen, dass keine politischen Inhalte verbreitet wurden, jedoch ging es den Mitarbeitern, die deswegen aufhörten, eher darum, das sie hier vor vollendete Tatsachen gestellt wurden, nicht informiert waren etc., auch dass die angekündigten Programmpunkte (Truckergirl, Nino de Angelo) ausfielen. Dies alles war aber wohl eher nur der Auslöser nach einem schon länger gärenden Frust, der sich aus der Enttäuschung über nicht erfüllte Versprechungen speiste. André Frédéric äußert sich dahingehend in DIESEM zeitnah durchgeführten Interview (Teil 2 in der Audio-Rubrik). Dass die Mieten zumindest nicht so flüssig wie geplant und in der im Januar vereinbarten Höhe gezahlt wurden, hatte Mikel Henry im Mai 1984 von Patrick vernommen und benannte dies in seinem Brief an die JVAs als einen der Gründe für seinen Ausstieg. Einige Zeitungs-Artikel zu dieser Thematik sind in der Rubrik "Archiv" einzusehen. Dass Dieter mit BNL nichts verdient, sondern eher noch Geld verloren hat, entspricht sicherlich der Wahrheit.